“Bitte”, “Danke”, “Entschuldigung”

Teil 2: Die Magie des Vorbilds

Bitte, Danke, Entschuldigung - Teil 1

by Sophie Schönwälder | #sogehtsauch

“So geht’s auch!”, denke ich mir manchmal, wenn eine Situation auf unvorhergesehene oder unkonventionelle Weise gemeistert oder aufgelöst wird. Dieses „thinking outside the box“, dieses Über-Bord-Werfen von eingefahrenen Mustern und überholten Vorstellungen, dieser Mut zum Andersmachen – das gehört für mich zu den nützlichsten Fertigkeiten im Elternalltag.

Im Grunde braucht es nur drei Zutaten, die uns den Ausstieg aus mühsamen und festgefahrenen Situationen erleichtern:
Wir müssen bereit sein, unsere Vorstellungen davon, wie es sein sollte, zu hinterfragen und loszulassen.
Wir dürfen unserer Kreativität und der unserer Kinder beim Finden von neuen Lösungen freien Lauf lassen.
Wir brauchen mitunter etwas Übung, um in diese neue Art zu denken hineinzufinden.

Letzteres wird einfacher, wenn wir anderen dabei ein bisschen über die Schulter schauen können und uns so inspirieren lassen. Und genau dazu dient diese Serie. Diesmal geht es um Verhaltensweisen, auf die viele Eltern meinen ihre Kindern regelrecht dressieren zu müssen – “Bitte” und “Danke” zu sagen, sich zu entschuldigen, oder zu grüßen zum Beispiel.  Letztes Mal haben wir uns angeschaut, wie der Dressurakt unerwünschte Lerneffekte produzieren kann – heute schauen wir uns an, was wir durch unsere Vorbildwirkung erreichen können.

Mit zweierlei Maß gemessen

Erinnert ihr euch noch an die Geschichte vom letzten Mal, in der die Mutter der kleinen Emily diese vor lauter Ungeduld und Unmut und Hilflosigkeit fest am Arm packte, um sie dazu zu bewegen, sich bei ihrer Freundin zu entschuldigen – und zwar dafür, dass sie diese – Ironie der Geschichte – vor lauter Ungeduld und Unmut und Hilflosigkeit fest am Arm gepackt hatte? So plakativ wie in dieser Geschichte ist es freilich nicht immer. Daher ist es uns oft auch gar nicht bewusst, wie sehr wir mit zweierlei Maß messen, wenn wir über das Verhalten von Kindern und Erwachsenen urteilen… 

Wir möchten zum Beispiel, dass unsere Kinder höflich bitten, wenn sie etwas von uns wollen. “Mama, Eis!” ist kein vollständiger Satz. Da wird darauf herumgeritten bis zum Geht-nicht-mehr: 

– “Eis was?”

– “Eis essen!”

– “Wer will ein Eis essen?”

– “Ich will ein Eis essen!”

– “Wie heißt das Zauberwort?”

– “Bitte!”

– “Bitte was?”

– “Kann ich bitte ein Eis!”

– “Kann ich bitte ein Eis was? Anmalen? Werfen?”

– “Mama, kann ich bitte ein Eis essen?”

– ”Nein, es gibt gleich Mittagessen” ;p

Dialoge dieser Art sind keine Seltenheit – mit Ausnahme vielleicht der besonders diabolischen Schlusszeile, die in der Realität so hoffentlich nicht so häufig vorkommt…

Im Vergleich dazu gilt “Maxi, Mittagessen!” (am besten quer durch die Wohnung gebrüllt) als vollkommen zulässige Aufforderung, der sofort und widerstandslos Folge zu leisten ist. Ebenso ist es absolut unmarkiert ist, wenn die Eltern dem ins Spiel vertieften Kind so etwas zurufen wie “Schluss jetzt, wir gehen los!” – Aber wenn Mama oder Papa telefoniert und das Kind platzt herein und ruft “Schluss jetzt, es ist Vorlesezeit!”, bekommt die Person am anderen Ende der Leitung Schnappatmung ob der Respektlosigkeit dieses Kindes. 

 

Was ich sagen will: Wenn ich nicht nur dressierte Roboterkinder haben möchte, die auf Kommando “Sitz” und “Platz” machen, den Mund halten, “Bitte” und “Danke” sagen können, sondern einfach generell einen freundlichen und respektvollen Umgangston in unserer Familie fördern will, dann ist mein erster Ansatzpunkt nicht das Verhalten meines Kindes sondern mein eigenes – auch und besonders gegenüber den Kindern. Und wenn mich das Verhalten meines Kindes stört, ist mein erster Blick in den Spiegel mit der selbstkritischen Frage “Kenne ich dieses Verhalten von mir selbst?” – und oft genug wird die Antwort “Ja” sein. Das ist jetzt noch kein Weltuntergang und sollte keinesfalls in Selbstbeschuldigungsexzessen enden sondern einfach als Lernmoment für alle willkommen geheißen werden. Oft genug treffe ich mit meinen Kindern in solchen Momenten Vereinbarungen nach dem Muster: 

  • “Pass auf, mir ist aufgefallen, dass du relativ oft Verhalten XY an den Tag legst…”
  • “Ja, aber das machst du ja auch!”
  • “Da hast du vollkommen recht! Das ist mir dann auch aufgefallen. Eigentlich finde ich es weder bei dir noch bei mir cool, wenn wir das machen… Überlegen wir gemeinsam, wie wir in diesen Situationen anders handeln können. Und dann können wir uns gegenseitig erinnern, wenn es uns doch mal wieder passiert.”

Ich liebe solche Vereinbarungen! Erstens weil ich es einfach liebe mich weiter zu entwickeln und mich von nicht hilfreichen Angewohnheiten frei zu machen – und weil Kinder in solchen Entwicklungsprozessen wunderbare Partner*innen sein können, wenn wir es zulassen. Und zweitens weil sie so wunderbar dazu beitragen, das Machtgefälle zwischen Eltern und Kindern zu nivellieren. Der Anspruch, dass die Eltern bereits fertig mit ihrer Persönlichkeitsentwicklung sind, nichts mehr dazulernen und sich nicht mehr verändern können oder müssen, und es ihre Aufgabe ist, die Kinder zu formen, ist eine konfliktträchtige, ungesunde Einbahnstraße. Und genau diese Einbahn wird mit dieser Methode aufgehoben. 

Die Vorbildwirkung kann in diesem Beispiel auf drei Ebenen beobachtet werden: Erstens erkenne ich an, dass das unerwünschte Verhalten meines Kindes möglicherweise nicht nur nicht auf seinem Mist gewachsen ist, sondern sogar auf meinem, indem es mein Verhalten nachahmt. Es ist ja eine Binsenweisheit der Psychologie, dass wir bei anderen besonders intensiv ablehnend auf jene Verhaltensweisen oder Charakterzüge reagieren, die uns an die Aspekte unserer eigenen Persönlichkeit erinnern, die wir an uns nicht leiden können, vielleicht nicht einmal wahrhaben wollen. Insofern liegt es nahe, bei jenen Verhaltensweisen, die uns am allermeisten auf die Palme bringen, am intensivsten in den Spiegel zu schauen… 

Zweitens wird die Arbeit an mir selbst in ersten Instanz Früchte in meinem eigenen Verhalten tragen – und in zweiter Instanz im Verhalten meines Kindes. Denn meine “neuen” Verhaltensweisen dienen ihm ja genauso als Vorbild und Richtschnur wie die “alten”. 

Drittens lebe ich noch ein Prinzip vor, das zumindest ich meinen Kindern unbedingt mit auf den Lebensweg geben möchte: Dass es nie zu spät ist, etwas dazu zu lernen, dass es sich immer auszahlt, danach zu streben, ein freierer, besserer Mensch zu werden, dass es nicht ehrenrührig ist, zu seinen Fehlern und Imperfektionen zu stehen, an ihnen zu arbeiten und das auch gemeinsam mit anderen… 

 

Bitte, Danke, Entschuldigung im Alltag

Dann wollen wir von diesem eher allgemein gehaltenen Beispiel wieder auf unsere konkreten Schlüsselwörter zurückkommen. Wie können wir in unserem Alltag ganz konkret und bewusst das Verhalten vorleben, das wir von unseren Kindern gerne hätten?

Wenn ihr die Wochenaufgabe, die ich in Teil 1 vorgeschlagen habe, gemacht habt, könnt ihr ja jetzt einen Blick auf eure Stricherlliste werfen. Oft passiert es uns im Alltag, im Umgang mit unseren Kindern und Partner*innen, mit jenen Menschen, die ständig um uns sind,  dass diese kleinen Freundlichkeiten sich irgendwann langsam, leise und unbemerkt ausschleichen. Und es fällt uns erst auf, wenn wir uns fragen, warum unser Kind nicht “bitte” und “danke” sagt. Das ist ein guter Moment, um zum Beispiel spielerisch zu schauen, wie oft ich es an einem Tag schaffe, die Schlüsselwörter – natürlich in einem Kontext, in dem sie auch Sinn ergeben – einzubauen.

Ich kann zum Beispiel beim Schuhe anziehen statt “Anderer Fuß!” sagen “Bitte heb’ jetzt den anderen Fuß hoch!” – Danke!” Wir können uns bei einander für all die kleinen Dinge bedanken, die wir füreinander oder für die Allgemeinheit tun – “Danke, dass du den Geschirrspüler ausgeräumt hast!”, “Danke fürs Kochen!”, “Danke, dass du den Termin fürs Auto Service ausgemacht hast!”, und so weiter. 

Am allerschwierigsten und am allerwichtigsten gleichzeitig ist für mich die Vorbildwirkung, wenn es ums Entschuldigen geht. Es fällt vielen Eltern so schwer, sich zu entschuldigen, wenn sie einen Fehler gemacht haben – der Reflex aus dem Rückenmark ist eher, die Schuld dem Kind zuzuschieben. Beispielsweise wurschtelt das Elter hektisch in der Küche herum, das Kind ist eh die ganze Zeit im Weg – und dann passiert es: Dass Elter streift das Kind aus Versehen mit dem Ellbogen oder stolpert über es drüber. Das Kind ist empört. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Elter einen Moment innehält, um sich aufrichtig zu entschuldigen und mit dem Kind eine Lösung zu finden, wie sie gemeinsam in der Küche tun können, ohne einander im Weg zu sein? Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas herauskommt wie “Ja, das kommt davon, wenn du mir ständig vor die Füße rennst!” oder “Ich hab dir doch schon tausend Mal gesagt, dass du aus der Küche rausgehen sollst! Da siehst du, was passieren kann!” 

Dieses Prinzip können wir in den unterschiedlichsten Kontexten und Eskalationsstufen beobachten. Das Grundmuster ist immer dasselbe: Die Verantwortung für die Handlungen der Erwachsenen wird den Kindern zugeschoben. Ob es nun darum geht, dass die Verantwortung für den Zusammenstoß in der Küche jedenfalls beim Kind liegt, das die Mutter beim Kochen gestört hat oder darum dass das geprügelte Kind die blauen Flecken selbst zu verantworten hat, weil es den Vater ja nicht so provozieren hätte müssen… 

Das ist ein extremes Beispiel, aber ich möchte es einfach deutlich machen: Diese kleinen Schultern sind nicht dazu da, die Verantwortung für das Tun von uns Großen zu tragen! Und das fängt schon bei den Kleinigkeiten an, für die einfach wir selbst die Verantwortung übernehmen müssen! Denn – wir besinnen uns auf die Überschrift dieses Artikels – nur so können wir gewährleisten, dass unsere Kinder von uns lernen, Verantwortung für ihr eigenes Handeln zu übernehmen – und nicht, diese gekonnt anderen, möglichst Schwächeren, in die Schuhe zu schieben… 

Noch eine kleine Bemerkung zu dem Wörtchen “Entschuldigung”

Ich mag es ja eigentlich nicht besonders. Denn diese ganze “Schuld”-Geschichte finde ich eigentlich mäßig hilfreich. Und außerdem hat es so etwas von Selbstabsolution: Wenn ich mich ent-schuldige, befreie ich mich quasi durch das Aussprechen dieses Wortes von meiner Schuld. Quasi Ablasshandel: Sag “Entschuldigung” und du bist wieder frei von Schuld und darfst ins Himmelreich… 

Wie auch immer. Das Wort “Entschuldigung” hat in unserer Familie eigentlich erst Einzug gehalten, als die Kinder es vom Kindergarten heimgebracht und auch zuhause eingefordert haben. Ansonsten versuche ich es eher zu vermeiden, beziehungsweise kommt es mir einfach selten organisch über die Lippen. Es gibt aber so viele andere Wege, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, bzw. den Wunsch nach Wiedergutmachung zu zeigen.

 Wir können andere Worte verwenden, zum Beispiel “Es tut mir leid!” oder “Oh nein! Ich wünschte, ich hätte das nicht getan/gesagt!” oder “Das hätte ich jetzt nicht sagen/tun sollen! Ich hab eigentlich dies oder jenes gemeint”. Oder wir können zusätzlich oder stattdessen unsere Handlungen sprechen lassen. Das Aua, das entstanden ist, weil ich in der Küche über mein Kind gestolpert bin, besonders liebevoll versorgen statt bagatellisieren. Mir einen Moment nehmen, das Kind auf meinen Schoß zu nehmen, auch wenn’s eigentlich gerade stressig ist. Gemeinsam atmen und runterkommen statt gegenseitig hochschaukeln. Und noch so vieles mehr. 

 

Eine weitere Schwierigkeit beim Akt des Entschuldigens besteht darin, dass Kinder auf das “Sich Entschuldigen” zu einem Zeitpunkt gedrillt und dressiert werden, zu dem sie von ihrer kognitiven Entwicklung her eigentlich noch gar nicht in der Lage sind, diesen Vorgang in all seiner Komplexität zu begreifen. Maxi haut Willi. – Damit Maxi sich aufrichtig entschuldigen kann, braucht es nun immerhin einen ganzen Blumenstrauß an Fertigkeiten, die – so selbstverständlich sie uns Erwachsenen erscheinen mögen – komplexer sind als wir denken und erst entwickelt und geübt werden müssen. Zum Beispiel  die Fertigkeit, das Prinzip von Ursache und Wirkung zu begreifen, um zu erkennen, dass Willis Weinen die Folge von Maxis Hauen ist. Oder die Fähigkeit zu Empathie und Perspektivenwechsel: Nur weil Maxi weiß, dass es ihm weh tut, wenn er gehaut wird, heißt das nicht, dass er sich deswegen in Willi hineinversetzen kann und weiß, dass sein Weinen mit dem Schmerz zusammenhängt, der durch Maxis Hauen verursacht wurde. Oder die Fähigkeit, über das Hier und Jetzt hinauszudenken, das eigene Handeln zu reflektieren… 

Und weil ich vorhin über Alternativen zum “Entschuldigung” gesprochen habe: Oft sind die Erwachsenen so erpicht darauf, den Kindern möglichst schnell das magische E-Wort abzuringen, dass sie den Kindern erstens gar nicht die Zeit geben, das Geschehene selbst erst einmal zu verarbeiten und zweitens blind und taub für Alternativen auf der Verhaltensebene sind. Denn auch sehr kleine Kinder, die den ganzen Schmafu, aus dem letzten Absatz kognitiv noch nicht mitmachen, bemerken, dass es dem anderen Kind nicht gut geht. Und weil sie das andere Kind gern haben, möchten sie etwas tun, damit es wieder besser geht. Wenn man ihnen dann genug Zeit gibt, kann es zum Beispiel sein, dass sie losziehen, um dem anderen Kind ein Kuscheltier oder ein Taschentuch oder sonst etwas zu holen, das ihnen hilfreich erscheint. Ich muss dann immer an unseren Hund denken, der weinenden Babys immer seinen Lieblingsball gebracht hat. Diese kleinen Gesten des Trostes können wir würdigen und auch dem anderen Kind übersetzen “Schau, da hat er dir den Ball gebracht, weil er dich aufheitern möchte.” Das ist noch keine Entschuldigung, aber es ist ein sehr vielversprechender Ansatzpunkt dafür, dass dieses Kind, wenn es in seiner Entwicklung so weit ist, auch Verantwortung für sein Handeln übernehmen und das entsprechend zeigen und ausdrücken wird.     

Sanfte Hinweise als Alternative zur Dressur

Die Sache mit dem Vertrauen auf die Vorbildwirkung hat nur einen kleinen Haken: Sie braucht Zeit – wie viel, das ist von Kind zu Kind sehr unterschiedlich. Und wie jedes Verhalten kann auch die Bereitschaft zum Bitte und Danke in unterschiedlichen Entwicklungsphasen unterschiedlich stark ausgeprägt sein – mal fast schon auffällig und dann wieder kaum merkbar. Ich für mich kann damit ganz gut umgehen, wenn dieser Aspekt phasenweise auch mal in den Hintergrund rückt, weil andere Entwicklungsaufgaben gerade mehr Raum einnehmen. Der Haken ist, dass unsere Kinder auch mit Menschen in mehr oder weniger häufigem oder engem Kontakt stehen, die die Sache vielleicht etwas weniger entspannt sehen und entsprechend empört, verstört oder sonstwie unbequem reagieren, wenn ein Kind nicht die entsprechenden Höflichkeitsformen an den Tag legt. 

Ich empfehle hier eine Kombistrategie:Auf der einen Seite ein dickes Fell – wenn die alte Nachbarin sich über mich hinter meinem Rücken das Maul zerreißen will, weil meine Kinder “nicht grüßen können”, dann kann ich das relativ gut an mir abgleiten lassen. Wenn die Großeltern mit “Wie sagt man da?” daherkommen, kann ich sie freundlich darauf aufmerksam machen, dass das bei uns nicht üblich ist – also, nicht das Bitte-Sagen sondern das derartige Einfordern desselben. 

Auf der anderen Seite möchte ich aber auch nicht, dass meine Kinder irgendwo anecken, weil sie als unhöflich wahrgenommen werden, weil ihnen einfach nicht bewusst ist, wie viel Wert manche Leute auf gewisse Wörter legen. Daher kann ich das mit ihnen auf dieselbe Weise thematisieren wie andere gesellschaftliche Gepflogenheiten, zum Beispiel die Tatsache, dass wir im Sommer nicht nackt auf die Straße gehen, auch wenn es warm genug dafür wäre. 

Ich kann ihnen also zum Beispiel sagen, dass sich die Omi erst so richtig willkommen fühlt, wenn wir ihr alle “Hallo” gesagt haben, wenn sie bei der Tür hereinkommt, oder dass sie sich freut, wenn die Kinder “Danke” sagen, wenn sie ihnen eine Kleinigkeit mitgebracht hat. 

Ich kann auch in Situationen, in denen jemand (zum Beispiel ich) zu den Kindern “Bitte”, “Danke” oder “Entschuldigung” gesagt hat, reflektieren, wie sich das für sie anfühlt – und auf diese Situationen dann rekurrieren, wenn es darum geht, dass andere es fein fänden, wenn sie das sagen, weil es sich für diese dann genauso schön anfühlt wie umgekehrt. Diese Strategie setzt natürlich voraus, dass der Perspektivenwechsel schon reibungslos funktioniert… 

Ich kann gewisse Umgangsformen auch im Rollenspiel oder im Spiel mit Figuren, Puppen, Kuscheltieren einüben. (Diese Kuscheltiere können sich ja unglaublich dusselig anstellen, sodass die Kinder ihnen dann ganz altklug die Welt erklären müssen…)

Als Alternative zu “Wie sagt man da?” empfehle ich übrigens die Einladung zur Reflexion. Also, um auf den Anfangsdialog zurückzukommen: Die Antwort auf “Mama, Eis!” könnte zum Beispiel sein “Du möchtest ein Eis haben und ich habe auch nichts dagegen. Der Tonfall, in dem du das jetzt gesagt hast, macht in mir allerdings das Gefühl, dass ich es dir nicht geben möchte, weil ich mich nicht gern herumkommandieren lasse… Wie könntest du es denn sage, sodass ich es dir gerne gebe?” Das ist kein Gängeln – und es erzeugt beim Kind nicht die falsche Vorstellung, dass es alles bekommt, was es will, solange es nur brav “bitte” sagt, aber es sensibilisiert für die Macht des Tonfalls.

 

In diesem Sinne: Danke für eure Aufmerksamkeit! Und habt bitte eine ganz feine zweite Adventwoche! Und bis zum nächsten Mal, dann wird’s hier auch vorweihnachtlich ;).

 

***Herzlichen Dank für die Illustration an Orsolya Fodor (@tamatea16 auf Instagram)***

 

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